
Fünf Jahrhunderte Pfarre Mauthen sind ein Bogen aus Stein und Zeit. 1525 wird Mauthen als eigene Pfarre genannt; seither tragen Menschen in unserem Dorf ihren Glauben durch wechselvolle Zeiten. Die Pfarrkirche zum Hlg. Markus steht seit Jahrhunderten als verlässliches Zeichen über dem Ort. In ihr und um sie herum verdichten sich die Spuren der Geschichte: vom Türkeneinfall 1478 über barocke Erneuerungen (1742-1752), vom Aufblühen der Wallfahrt Maria Schnee (1710–1712) bis zu den Prüfungen von Naturgewalten und Kriegen im 19. und 20. Jahrhundert. Heute blickt die Pfarrgemeinde mit Dankbarkeit zurück und mit Zuversicht nach vorn.
Die Kirche von Mauthen wird 1466 erstmals urkundlich erwähnt. Ihr Bau geht jedoch deutlich weiter zurück: Als Chorturmkirche des 13. Jahrhunderts war sie ursprünglich geostet; der Ostturm zeigt bis heute romanische Schallöffnungen und gotische Fenster. Die Umorientierung des Kirchenraums nach Westen dürfte in der Spätgotik erfolgt sein. Als Pfarre ist Mauthen seit 1525 belegt – ein Schritt, der seelsorgliche Nähe und organisatorische Selbstständigkeit bedeutete.
Der Türkeneinfall 1478 hinterließ im Gailtal schwere Schäden und traf auch Mauthen. 1485 erfolgte die Neuweihe der Kirche – bezeugt durch Bischof Pietro von Caorle, der im Auftrag des Patriarchats von Aquileia in diesen Jahren mehrfach durch das Tal visitierte und nach Zerstörungen Weihen erneuerte. Diese Spanne – Einfall, Wiederaufbau, Neuweihe – markiert die Widerstandskraft der Gemeinde und das frühe Netz kirchlicher Verbundenheit über die Alpen hinweg.
An der Südseite der Pfarrkirche bewahren Fresken vom Beginn des 16. Jahrhunderts eine eindringliche Bildbotschaft: der Feiertagschristus, der Marientod, Anna selbdritt, der Erzengel Michael (datiert 1514), östlich des Südportals Christophorus – teils noch gotisch, teils bereits von der italienischen Renaissance berührt. 1932 wurden die Malereien freigelegt. Dass solche Bilder draußen, am Kirchhof, angebracht wurden, zeugt von Barrierefreiheit des Glaubens: gesehen und verstanden von allen, nicht nur im Inneren der Kirche. Erwähnenswert auch der Feiertagschristus, ein Mahnbild zur Sonntagsruhe, wovon es in Kärnten nur 7 Darstellungen gibt.
Wie überall im Habsburgerreich erreichten auch das Gailtal die Debatten der Reformation. In Predigt, Seelsorge und Rechtsprechung des Alltags standen Pfarrer oft zwischen den Fronten. Die Gegenreformation stärkte die katholische Identität, prägte Frömmigkeit und Baukunst und förderte Missionen, Bruderschaften und Festkultur.
Ab 1742 erhielt die Markuskirche einen barocken Chorzubau im Westen; das nördliche Seitenschiff und die Sakristei mit Oratorium stammen ebenfalls aus dieser Epoche. Ein Beleg für 1752 ist die Inschrift mit eingebautem Chronogramm auf dem Triumphbogen. Innen finden sich Netzrippengewölbe, eine Kanzel um 1720 mit Engeln, die die Zehn Gebote tragen, sowie gotische und barocke Figuren und ein spätgotischer Taufstein. Auf den Grabplatten begegnen uns Mauthner Namen wie Benedikt Fromiller und Barbara Freiin von Staudach.
Die Pfarrkirche Mauthen steht unter dem Patrozinium des Evangelisten Markus. Am Turm – heute der Haupteingang – erkennt man die Schichtung der Jahrhunderte: romanische Schallfenster, gotische Spitzbogenfenster, ein Spitzgiebelhelm des 19. Jahrhunderts. Vier Glocken, 1949 in Innsbruck gegossen, rufen seit der Nachkriegszeit zum Gebet. An der Südwand bleiben die Außenfresken ein Schatz für Kunst- und Heimatfreunde.
Oberhalb von Mauthen steht die Filial- und Wallfahrtskirche Maria Schnee. 1710–1712 an der Stelle einer Erscheinungslegende von August 1675 errichtet, wuchs die Wallfahrt so, dass 1843 eine Vergrößerung nötig wurde. Christoph Brandstätter d. J. malte 1844 Szenen aus dem Marienleben an die Flachdecke. Bis heute ist der Spähbichl ein Ort stiller Einkehr, und das Maria-Schnee-Fest in der ersten Augusthälfte hält die Tradition lebendig.
Zur Pfarrgemeinde gehören die Friedhofskapelle (Hl. Maria) bei der Markuskirche sowie die Krieger-Gedächtniskapelle am Plöckenpass. Letztere erinnert an die Kämpfe des k.u.k. Infanterieregiments „Graf von Khevenhüller“ Nr. 7 im Gebirgskrieg ab 1916 – ein schlichter Sakralbau am Saumweg der Geschichte, der religiöses Gedächtnis und regionale Identität verknüpft.
Die Alpen kennen Licht und Schatten. Das große Friaul-/Villacher Erdbeben von 1348 veränderte das untere Gailtal tiefgreifend; über Jahrhunderte blieb die Erfahrung von Beben präsent. In der jüngeren Vergangenheit prägten Hochwässer der Gail das kollektive Gedächtnis: September 1965 wurden Brücken zerstört und Ortschaften überflutet; das Jahrhunderthochwasser im November 1966 setzte Mauthen bis zu zwei Meter unter Wasser, das Lesachtal war abgeschnitten. Solche Ereignisse schärften den Sinn für Zusammenhalt, Nachbarschaftshilfe und kirchlich geprägtes Handeln.
Mit 1915 rückt der Plöckenpass in den Fokus der Weltgeschichte. Die Karnischen Alpen wurden zur Front; der Pass war taktisch von hoher Bedeutung. Zwei Drittel der Toten starben durch Feindeinwirkung, ein Drittel durch Lawinen – oft durch Beschuss ausgelöst. Heute erinnern das Freilichtmuseum 1915–1917 am Kleinen Pal und das Museum in Kötschach-Mauthen an diese Zeit. Die Pfarre trug in diesen Jahren die Last der Seelsorge: Feldmessen, Beistand, Trost. Die Kriegergedächtniskapelle mahnt: „Nie wieder Krieg“.
Nach 1945 wurden Glocken neu gegossen (1949), Altäre restauriert, pfarrliche Vereine belebt. Das Zweite Vatikanische Konzil (1962–1965) brachte auch in Mauthen Erneuerungen: Liturgie in der Volkssprache, stärkere Beteiligung der Laien, neue Formen von Musik und Gemeinschaft. Die Pfarre fand ihre Balance zwischen Bewahrung des Überlieferten und Offenheit für das Zeitgespräch.
Die Pfarrkirche Kötschach (Unsere Liebe Frau) – als spätgotische Hallenkirche von Baumeister Bartlmä Firtaler (1518–1527) errichtet, 1542 geweiht – war über Jahrhunderte ein spiritueller Gegenpol und Partner Mauthens. Die gemeinsame Geschichte beider Orte zeigt: Kirche lebt im Miteinander.
Seit der Römerzeit verbindet der Plöckenpass das Gailtal mit Friaul.Märkte, Pilgerwege und Söldnerpfade brachten Menschen und Ideen. Dass der Pass in antiker und spätantiker Zeit ausgebaut wurde und im 20. Jahrhundert zur Kriegsfront geriet, prägt bis heute die Grenznähe Mauthens – in Sprache, Musik und Küche ebenso wie im Glauben.
Die Markuskirche zeigt die Schichtung ihrer Bauzeiten: romanischer Kern, spätgotische Umorientierung, barockes Seitenschiff und Chorzubau (1742-1752). Den Hochaltar ziert ein Altarbild des Evangelisten Markus (Cosroe Dusi, 1835). Das Netzrippengewölbe spannt ein steinernes Gewebe, die Kanzel um 1720 trägt Bilderkatechese, der Taufstein erinnert an die Wiedergeburt im Wasser. Im Außenraum sprechen die Fresken (um 1514, freigelegt 1932) mit einem Stilwechsel zwischen Gotik und Renaissance..
Die Wallfahrtskirche Maria Schnee vereint Legende (Erscheinung 1675), Bau (1710–1712), Erweiterung (1843) und Ausmalung (Christoph Brandstätter d. J., 1844). Ihre Lage über dem Tal macht die Kirche zu einem Aussichtspunkt des Glaubens – und zu einem Ort, an dem Pilger den Schritt vom Alltag in die Stille wagen.
Der Kirchenkalender strukturiert das Jahr: Markus-Patrozinium, Anbetung am 25. April, Fronleichnam, das Maria-Schneefest am 5.8., Erntedank, die Novene zu Ehren des Hlg. Franz Xaver vom 25.11. bis 3. 12., Advent und Weihnachten, Ostern mit der Ratschenjugend, Firmung und Erstkommunion. Vereine, Chöre und Instrumentalensembles füllen die Kirche mit Klang. Die Pfarrgemeinderäte tragen Verantwortung; Nachbarschaftshilfe ist gelebtes Evangelium.
Wenn Menschen Schutz suchen, ist die Kirche da. In jüngster Zeit fanden ukrainische Frauen u.a. im Pfarrhof von Mauthen Aufnahme – eine stille Tat, die an große Zeiten der Hilfe erinnert. Das Pfarramt bildet eine Seelsorgeeinheit mit Kötschach; Provisor Dr. Sergius Duru und Diakon Anton Lanner stehen mit vielen Ehrenamtlichen im Dienst.
Pilgern heißt: den Alltag zurücklassen, den Horizont öffnen. Die Wallfahrtskirche Maria Schnee ist Ziel kurzer wie längerer Wege. Der Kirchen- und Pilgerweg durch Kötschach-Mauthen verknüpft Orte des Glaubens, erinnert an Türkeneinfälle und Neuweihen und verweist auf die alte Praxis der Ablässe – konkrete Zeichen der Versöhnung. Wer aufsteigt, sieht nicht nur das Tal, sondern auch die Geschichte neu. Am 3. Sonntag im Mai findet die Nacht-/Tag Pilgerwanderung nach San Pietro (Zuglio) zum „Kuß der Kreuze“ statt. Mitte November die Wallfahrt zu Ehren der Hl. Getrud nach Timau/Tischlbong. Weitere Wallfahrten (u.a. am Kreuzsonntag) werden von Pfarren und Gruppen organisiert.
Kirchenkonzerte, Ausstellungen, Vorträge – vom Freilichtmuseum bis zu heimatkundlichen Abenden spannen lokale Initiativen Brücken zwischen Geschichte und Gegenwart. Chor- und Blasmusik, Orgel und Streicher verleihen dem Kirchenjahr Klang. Das soziale und spirituelle Netz der Pfarre trägt in Freud und Leid: Taufe, Trauung, Krankensalbung, Begräbnis – Rituale des Übergangs, getragen von vielen Händen.
Dank gebührt den namenlosen Generationen von Pfarrangehörigen, den Pfarrern und Diakonen, den Mesnerinnen und Mesnern, den Kirchenmusikerinnen und -musikern, den Pfarrgemeinderäten und allen Ehrenamtlichen. Dank auch jenen, die erhalten, restaurieren, dokumentieren – vom Dehio-Handbuch bis zu den Museen und Archiven. Und Dank den Menschen, die heute die Türen offen halten. Möge der Segen Gottes, der diese Pfarre durch 500 Jahre getragen hat, auch künftig Herz und Hände stärken – damit Glaube, Hoffnung und Liebe in Mauthen weiterhin sichtbar werden.
Provisor Dr. Sergius Duru
Das Kirchenjahr 2025 steht unter dem Motto „Pilger der Hoffnung“ – ein Leitgedanke, der uns auf unserem Weg durch dieses besondere Jubiläumsjahr begleitet. Mit dem 500-Jahr-Jubiläum wollen wir nicht nur auf unsere Geschichte zurückblicken, sondern das große Thema Hoffnung feiern – jene Kraft, die uns in allen Zeiten trägt.
Hoffnung lässt uns an das Gute glauben, auch wenn alles verloren scheint. Sie bedeutet Vertrauen – darauf, dass sich Wege öffnen, wo wir keine sehen. Hoffnung schenkt Mut zum Weitergehen, Geduld im Warten und Licht im Schatten. Ohne Hoffnung verliert das Leben seine Richtung und sein Leuchten. In einer Welt, die oft von Unsicherheit und Wandel geprägt ist, dürfen wir als Gemeinschaft immer wieder neu lernen, auf Gottes Führung zu vertrauen.
Unser Pfarrpatron, der heilige Markus, steht uns dabei als Vorbild zur Seite. Er, der das Evangelium des lebendigen Christus verkündete, erinnert uns daran, dass Glaube und Mut untrennbar mit Hoffnung verbunden sind. Markus wird mit dem geflügelten Löwen dargestellt – einem Zeichen für Stärke, Würde und Tatkraft. Als erster Bischof von Alexandria hat er das Christentum mit großer Hingabe verbreitet und ist schließlich als Märtyrer gestorben. Sein Festtag, der 25. April, lädt uns jedes Jahr ein, unseren Glauben mit Freude und Vertrauen zu erneuern. Markus mit dem Löwen – und unser neuer Papst Leo. Eine wunderbare Gedankenbrücke zwischen Evangelist und Pontifex, Symbol und Wirklichkeit, Glaube und Inspiration.
Mögen wir als Pilger der Hoffnung gemeinsam weitergehen – im Glauben, in der Gemeinschaft und im Vertrauen auf Gott, der unsere Wege lenkt und uns Zukunft schenkt. Ihr Pfarrer, Dr. Sergius Duru
Für den Pfarrgemeinderat
Vor 500 Jahren wurde unsere Pfarre Mauthen aus der Mutterpfarre St. Daniel herausgelöst und ist seither eigenständig. Doch schon davor war Mauthen ein Zentrum des religiösen Lebens im oberen Gailtal – ein Ort, an dem Menschen ihren Glauben geteilt, Feste gefeiert und Gemeinschaft gelebt haben.
Zu den Besonderheiten unseres religiösen Kalenders zählen bis heute das traditionsreiche Maria-Schnee-Fest und die weithin bekannte Xaveri-Novene, die zahlreiche Gläubige aus nah und fern in unsere Kirche führt. Diese Feste zeigen, wie sehr die Pfarre über Jahrhunderte das spirituelle, kulturelle und gemeinschaftliche Leben geprägt hat.
Wir erleben zugleich, dass sich die Bedeutung des Glaubens in den letzten Jahrzehnten stark verändert hat. Vieles, was früher selbstverständlich war, hat heute einen anderen Stellenwert. Und dennoch: Jedes Kind wird nach wie vor zur Taufe gebracht – manchmal aus tiefem Glauben, manchmal als Ausdruck von Tradition und Kultur. Das zeigt, dass die Kirche und unsere Pfarre eine wichtige Institution bleiben, die – nüchtern betrachtet – auch eine bedeutende Infrastruktur im Ort darstellt.
„Pfarre“ bedeutet auch weit mehr, als „nur“ in die Kirche zu gehen. Sie ist eine Gemeinschaft, in der der Glaube auf vielfältige Weise gelebt werden kann – ob beim Gebet am Gipfelkreuz, beim Innehalten am Friedhof oder beim Feiern großer Feste. Was zählt, ist die gemeinsame Verantwortung, dieses über Jahrhunderte gewachsene System zu erhalten.
Dafür braucht es auch in Zukunft Menschen, die sich mit Engagement einbringen. Nur so bleibt die Pfarre Mauthen auch für die kommenden Generationen eine lebendige Gemeinschaft.
Ihr Obmann des PGR, Andreas Druml
Festschrift 500 Jahre Pfarre Mauthen
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